Zeitreise(n) durch Bad Iburg

Mühlenpforten-Rott - Haus Nr. 83 (heute: Große Straße 37)

In unmittelbarer Nähe zum Drostenhof, dem ehemaligen Korffschen Burgmannshof, befand sich im Mühlenpforten-Rott das Haus Nr. 83.

Die von Bischof Konrad III. von Diepholz (1455 - 1482) errichtete Stadtbefestigung bestand im Süden des Grundstücks aus einem Palisadenzaun.

Plan 1875
Plan vom 04. Dezember 1875 (rot eingekreist: Haus Nr. 83)

Besitzer eines dortigen Hauses waren 1669 der Lutheraner Philipp Hertzfeld genannt Bußbaum, der dort mit seiner Ehefrau Sophia, geb. Mentrup, und dem Sohn Hermann Rudolph, lebte.
Er war Patenonkel von dem späteren Provisor Martinus Phillipus Averbeck, dem Sohn des Consuls Henricus Averbeck.

1736 folgte Johannes Everhard Kalthoff, getauft am 14. September 1698, verheiratet seit 1728 mit Catharina Elisabetha Butemann. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Joannes Christopherus (geb. 1731), Catharina Gertrud (geb. 1735) und Anna Margaretha Sybilla (geb. 1739).
Johannes Everhard Kalthoff wurde am 14. Juni 1748 in Iburg beerdigt; seine Ehefrau wurde am 17. Februar 1759 beerdigt.

1789 wird als Besitzer des Hauses der aus Wellingholzhausen gebürtige Joannes Everhard Bierbaum benannt; zu diesem Zeitpunkt war er Tagelöhner. Beim Tod durch Auszehrung seiner zweiten Ehefrau Maria Catharina Wördemann (25. Mai 1825) wird Joannes Everhard als Zimmermann bezeichnet. Aus dieser Ehe stammten die Kinder Joannes Wilhelmus (geb.: 24.09.1789) und Maria Elisabetha (geb.: 18.03.1792).
In erster Ehe war Joannes Everhard Bierbaum mit Maria Elisabeth Qualbrinck verheiratet - diese schenkte ihm den Sohn Henricus Josephus (geb.: 18.02.1787):
Maria Elisabeth verstarb am 22. März 1788. Die neue Ehe ging Joannes Everhard am 28. Oktober 1788 ein.

1866 wird auf dem Anwesen Theodor Kaßenbrock erwähnt.

Mindestens seit 1931 befand sich an dieser Stelle die Reparatur-Werkstatt "Wilhelm Fisse" für Automobile, Motor- und Fahrräder - die Anschrift lautete Großestraße 105.

Anzeige Fisse 1931
Gewerbliche Anzeige aus dem Jahr 1931

Während des 2. Weltkrieges hieß die Großestraße kurzzeitig Adolf-Hitler-Straße.

1957 erwarb Bernhard Kisting das Geschäftshaus und richtete im Erdgeschoss eine Drogerie ein.
Bernhard Kisting, am 6. Juni 1907 in Icker geboren, kam 1934 von Holzhausen nach Iburg. Hier übernahm er die Drogerie Heemann, die sich im Hause Ostermöller befand. 1940 wurde Bernhard Kisting eingezogen. Während dieser Zeit führte seine Schwester Maria die Drogerie - doch gleich nach seiner Rückkehr aus dem 2. Weltkrieg wurde das Geschäft von ihm fortgeführt.
1957 erfolgte der Umzug in das eigene Haus. Bernhard Kisting, dem 1978 ein Tumor an den Stimmbändern entfernt wurde, verstarb am 9. April 2011 - seine Ehefrau Klärchen, geb. Gode (geb.: 26.04.1922), die Bernhard 1947 heiratete, verstarb 2004. Bernhard Kisting war ein Vetter zu Pastor Alfons Dalsing.

Werbung Kisting 1949
Werbung um 1949

 

Kisting
Drogerie Kisting

Bernhard Kisting verkaufte neben Drogerieartikel auch Tapeten, Farben, Lacke, Reinigungsmittel, Chemikalien und Säuren; es folgten mehrere An- und Umbauten.

Kisting
Drogerie Kisting vor dem Umbau 1979

Sohn Bernd Kisting, ältester Sohn neben Schwester Anne und Bruder Gerd, stieg 1976 in das Unternehmen ein.
1979 wurde das alte Gebäude abgerissen und ein Neubau errichtet - im Verkauf wurde Bernd Kisting, neben seiner Ehefrau Margrit (geb. 1951 in Bad Zwischenahn), noch bis 1980 von seinem Vater unterstützt.
Die Anschrift lautet nunmehr Große Straße 37.

Werbung Kisting 1982   Werbung Kisting 1985
Werbung 1982   Werbung 1985

Die Drogerie wurde nunmehr mit unterschiedlichen Sortimenten - von Drogerieartikeln mit Körperpflegeprodukten, Kinderpflegeartikeln, einer großen Abteilung für Kosmetik über einen umfangreichen Fotobereich bis hin zu Bilderrahmen - bis 2011 mit Unterstützung von Tochter Melanie und weiteren Mitarbeiterinnen geführt. Ab diesem Zeitpunkt bis zum 31. März 2017 betrieben Kisting dort noch eine Lotto-Annahmestelle.

Bernd Kisting war 1958 als Bernhard II. mit Brigitte I. (Körner) Kinderschützenkönig. Ebenfalls engagierte er sich 45 Jahre in der Feuerwehr, in der er am 12. Oktober 1965 eintrat, davon 25 Jahre als Schriftführer und 1. Hauptfeuerwehrmann. Zudem gründete er in Bad Iburg eine Abstinenzgruppe des Kreuzbundes.

Heute befindet sich in dem Wohn- und Geschäftshaus der "Street One Cecil Store" (seit 5. September 2019, ehemals Udo Waltz Outlet) und der "Woll-Kontor Hülsmann".

 

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