Zeitreise(n) durch Bad Iburg

Reise von König Georg IV. nach Iburg am 6. Oktober 1821
sowie weitere königliche Reisen nach Iburg in den Folgejahren

Im April 1821 teilte König Georg IV. (geb.: 12.08.1762, gest.: 26.06.1830) mit, dass er beabsichtige von London eine Reise nach Hannover anzutreten und im dortigen Königreich weitere Städte zu besuchen.

Nach der offiziellen Krönung am 19. Juli 1821 reiste Georg IV. nach Irland und kehrte von dort am 15. September zu seinem damaligen Hauptwohnsitz "Carlton House" in London zurück.

Am 24. September verließ Georg IV. London und reiste über die englische Hafenstadt Ramsgate in die französische Hafenstadt Calais und weiter nach Lille.

Das Kabinettsministerium in Hannover benachrichtigte am 26. September 1821, während König Georg IV. an diesem Tag bereits in Lille weilte, die Königliche Regierung in Osnabrück, dass der König in den kommenden Tagen anlässlich eines Besuches seiner deutschen Staaten von Münster kommend über Osnabrück reisen möchte. Es wurde aufgefordert, dass sich die Ortsobrigkeiten und die Geistlichkeit an den Toren einfinden.

Von Lille aus reiste der König nach Brüssel.

Am 27. September, König Georg IV. war inzwischen in Brüssel angekommen, wurde dem Königlichen Amtmann Carl Jacob Bode zu Iburg mitgeteilt, dass König Georg IV. vermutlich am 1. oder 2. Oktober nach Iburg kommen würde.

Daraufhin wurde die Bevölkerung aufgerufen König Georg IV. zu begrüßen:
"Jeder, dem es Freude macht, dem guten König zu huldigen, Ihm diesen seinen Willkommen zu bringen, erscheine festlich angethan (...) und beweise dort durch wahre Freude seine Teilnahme (...)."
Die Kirchenglocken sollten beim Einzug des Königs läuten und aus Böllern sowie kleinen Kanonen sollte mit Sicherheitsabstand Salut geschossen werden.
Besonders auf die Anwesenheit der Geistlichkeit, Lehrerschaft und der Schülerinnen und Schüler würde bei der Begrüßung großer Wert gelegt.
Auf Wunsch Iburger Damen, die ebenfalls am Empfang teilnehmen wollten, benannte Amtmann Bode eine Reihe von Damen, die sich in "(...) simpler weißer Kleidung (...)" vor dem Mühlentor einzufinden hätten.

Von Brüssel aus führte die Reise zum Schlachtfeld von Waterloo (15 km südlich von Brüssel), ins belgische Namur, nach Aachen, Düsseldorf und Münster.

An der Grenze zwischen dem Königreich Westfalen und dem Königreich Hannover hieß man Georg IV. zwischen Ostbevern und Glandorf mit einer Ehrenpforte und der vergoldeten Inschrift "Willkommen im teutschen Vaterlande!" willkommen.

Portrait von König Georg IV.

Portrait von König Georg IV.,
gestochen von dem Göttinger Universitäts-Kupferstecher
Ernst Ludwig Riepenhausen.
Frontispiz zu nachfolgend genannter Veröffentlichung;
Sammlung: Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek
Wolfenbüttel (Inventar-Nr.: II 1427)

Der Weg führte von Glandorf weiter nach Iburg, an dessen Ortsgrenze ebenfalls ein Ehrenbogen errichtet wurde.

Eskortiert wurde der königliche Wagen und sein Gefolge von zwei Schwadronen des 2. Husaren-Regimentes (auch "Osnabrücker Husaren" genannt) aus Osnabrück.

22 Husaren, ein Unteroffizier und ein Offizier hielten an der Spitze des Wagenzuges - mehrere Salut-Schüsse meldeten die Ankunft Georgs IV.

In der von Dr. Heinrich Dittmer zusammengetragenen und 1822 herausgegebenen Schrift "Authentische und vollständige Beschreibung aller Feyerlichkeiten, welche in dem Hannoverschen Lande bey der Anwesenheit Seiner Königl. Majestät Georgs des Vierten während dem Monate October 1821 veranstaltet worden sind" ist zu dem Besuch in Iburg zu lesen:

"So unter den herzlichsten Glückwünschen Tausender (...) fuhren Sr. Maj. nun nach Iburg, wo Sie 3 Uhr Nachmittags anlangten und von den hier zurückgebliebenen beyden H. Beamten, dem Fleckens-Magistrate und der Geistlichkeit am Eingange des Orts ehrfurchtsvoll empfangen wurden. - Hier auf einem freundlichen, waldumkränzten Hügel steht noch das Schloß, welches im 17. Jahrhunderte des Ahnherrn unsers Königl. Hauses Ernst Augusts Lieblings-Aufenthalt war. Was dieser unserm damaligen Bisthume und seinen nächsten Umgebungen besonders gewesen war, hat sich durch mündliche Ueberlieferungen bey den Iburgern erhalten. Tausende von Landleuten hatten sich auf diesem Punkte versammelt, um dem erhabenen Nachkommen des vielgeliebten Ernst August ihren Jubel darzubringen. Mit dem Geiste der Amts-Unterthanen vertraut, hatte es der Herr Amtsassessor Meyer versucht, den Ausdruck ihrer Gefühle dem geliebten Monarchen in einem kleinen Gedichte ehrfuchtsvoll zu erkennen zu geben. - Mit der Anrede: "von Deinen Kindern!" überreichte die Tochter des Hrn. Amts-Assessors Dürfeld einen Lorbeerkranz; und mit dem Ausrufe: "Heil unserm guten Könige!" reichte die Tochter des Herrn Amtsassessors Meyer1 das folgende Gedicht Sr. Majestät dar:

"Willkommen,theurer, vielgeliebter Herr
Und Vater! unter Deinem treuen Volk.
Der Glaube an Dein Königliches Wort,
Du woll'st nicht von uns lassen, hat uns oft
In einer harten, sturmbewegten Zeit
Und in dem Drange fremder Herrschermacht
Aufrecht erhalten; ein unsichtbar' Band
Hielt uns an das, was wir vergessen sollten.
Da, wo der Glaube fest im Herzen wohnt,
Da lebte auch die Hoffnung, daß die Macht,
Die ewige, die nur im guten Kampf
Das Gute schirmt, den Glauben lohnen werde.

Wohl hat er groß und herrlich sich bewährt
Der feste Glaube an Dein treues Wort!
Mehr noch, als wir gehofft, wird uns gegeben:
Wir sehen Dich, Dein Herz führt Dich zu uns!

Nur klein ist unser Iburg, doch es birgt
Ein theures Kleinod aus der alten Zeit.
Noch steht die Burg, wo Dein glorreicher Ahn,
Ernst August, lebte für sein treues Volk.
Wohl altern ihre Zinnen mit der Zeit,
Doch in dem Volke, das die Burg umwohnt,
Lebt zu dem alten theuren Guelphenstamm
2
Die treue Liebe ewig gründend fort"

Sieh diese Menge, die sich jubelnd drängt,
Des theuren Herrschers Angesicht zu seh'n!
Die glaubend, hoffend, liebend Dich umgiebt,
Wie Kinder um den Vater sich versammeln;
Sie alle wissen, daß Dein großes Herz
Sie liebend noch umfaßt, wenn auch Dein Blick
Voll Vaterhuld nicht mehr auf uns verweilt!

Heil unserm König!"

Mit bezaubernder Freundlichkeit und Innigkeit umarmten Se. Maj. die Kleinen indem Sie dabey die unvergeßlichen Worte sagten:
"Ich danke Dir; Sieh', da hast du deinen König!""

Dem König wurde das in rotem Samt gebundene Gedicht auf zwei Atlas-Kissen überreicht.

Und weiter: "Während dieses, alle Herzen erbebende Augenblicks waren die Pferde des Königl. Wagens ausgespannt, um mit andern gewechselt zu werden. Sechzig Einwohner, theils aus Iburg, theils aus dem benachbarten Dorfe Glane, benutzten - jedoch mit Allerhöchster Genehmigung, - diese Gelegenheit, den Königl. Wagen selbst durch Iburg zu ziehen, an dessen anderem Ausgange die festlich geschmückte Schuljugend den geliebten Monarchen mit dem Gesange: "Heil unserm König!" [engl.: "God save the King"] begrüßte. - Freundlich und herzlich gaben Se. Maj. auch hier den Kindern ihr Wohlgefallen zu erkennen und - eilten dann unter lautem Hurrahrufen und stillen Segenswünschen der Hauptstadt unsers Fürstenthums zu.

Schnell, wie alles Schöne im Leben, und gleich einem Traume, eilte auch dieser herrliche Moment an uns vorüber. Aber nicht spurlos, wie der eitle Tand des Lebens eilte er dahin; denn unauslöschlich, wie das Bild alles wahrhaft Großen und Schönen, hält ihn die Erinnerung liebend umfaßt!"

Nach dem Besuch in Iburg ging es über Oesede weiter nach Osnabrück, Ostercappeln, Lemförde, Diepholz, Nienburg und Neustadt am Rübenberge; am 10. Oktober 1821 traf Georg IV. in Hannover ein. Dort erkrankte der Monarch am 14. Oktober an einer Erkältung, welche einen Gichtanfall am Knie herbeiführte, und verweilte daraufhin in Hannover-Herrenhausen; am 19. Oktober war der König wieder wohlauf und er folgte weiteren Einladungen.

Am 29. Oktober 1821 verließ König Georg IV. wieder Hannover - die hannoversche Rundreise führte über Pattensen, Elze, Banteln, Limmer, Alfeld, Einbeck, Rotenkirchen, Salzderhelden, Hohnstädt, Northeim, Nörthen, Angerstein, Bovenden, Weende, Göttingen und Münden.

Am Morgen des 31. Oktober verließ Georg IV. Münden und reiste über Kassel, Marburg, Gießen, Wetzlar, Koblenz und Aachen wieder nach Brüssel. Von dort ging es über Brügge, Calais und Ramsgate wieder nach London, wo der König am 8. November 1821 um 18:05 Uhr im "Carlton House" eintraf.

König Georg IV.

Georg August Friedrich wurde am 12. August 1762 als ältester Sohn von König Georg III. und dessen Ehefrau Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz in der Residenz St. James's Palace im Londoner Stadtteil Westminster geboren; bereits eine Woche nach seiner Geburt wurde er zum "Prince of Wales" ernannt. Bereits in früher Jugend rebellierte er gegen seine Eltern, dennoch übte er ab 1811 das Amt eines Prinzregenten aus, da sein Vater Georg III. neben Rheuma und einer Erblindung an der psychisch bedingten Stoffwechselerkrankung Porphyrie litt - Ende 1811 verfiel dieser endgültig dem Wahnsinn.

Georg III. verstarb am 29. Januar 1820 und wurde am 16. Februar 1820 in der Kollegiatstiftskirche "St. George's Chapel" in Windsor Castle begraben.

Im folgte mit dem Tode der Prinzregent als Georg IV. auf den Thron - die Krönung fand jedoch mit einjähriger Verspätung erst am 19. Juli 1821 in der Westminster Abbey statt.

Georg IV. verstarb am 26. Juni 1830 und er wurde am 15. Juli 1830, wie auch bereits sein Vater, in der "St. George's Chapel" in Windsor Castle begraben.

Da der älteste seiner Brüder, Friedrich August, bereits am 5. Januar 1827 kinderlos verstarb, wurde sein nächstjüngerer Bruder William Henry als Wilhelm IV. Thronfolger.

Königliche Vorgänger und Nachfolger von König Georg IV. seit König Georg I.

Königliche Vorgänger und Nachfolger von König Georg IV. seit König Georg I.,
Vater der in Iburg geborenen Sophie Charlotte von Hannover

Dr. Heinrich Dittmer

Heinrich Dittmer wurde am 27. März 1778 als Sohn eines Postkassierers in Bremen geboren - dort veröffentlichte er verschiedenste Aufsätze und Gedichte. Nach dem Studium in Göttingen und einer medizinischen Ausbildung am französischen Militärspital in Bremen sowie der Promotion im Jahre 1812 in Kiel ließ er sich Anfang desselben Jahres in Lilienthal nahe Bremen (heute: Landkreis Osterholz) als praktischer Arzt nieder. Doch bereits im Frühjahr 1814 trat er bei dem "Mündenschen Landwehr-Bataillon" (Münden, heute: Hann. Münden, Landkreis Göttingen) als Wundarzt in die Truppen gegen die napoleonischen Besatzer ein und begleitete diese während der Feldzüge gegen Frankreich.

1819 kehrte Dittmer nach Hannover zurück, wo er aufgrund seiner geschwächten Gesundheit zunächst auf Wartegeld gesetzt wurde. Im Jahr 1821 privatisierte er mit dem Charakter eines großbritannischen Leutnants in Hannover.

Das in Iburg verfasste Gedicht erschien unter dem Titel "Seiner Majestät, unserm Allergnädigsten Könige Georg IV. beym Eintritt in Seine deutschen Staaten im October 1821, von den getreuen Unterthanen des Gränz-Amts Iburg" ebenfalls in den Kißlingischen Schriften.

Heinrich Dittmer verstarb am 17. September 1829 in Hannover.

Die erwähnte Schrift sollte als "patriotisches Denkmal" dienen; zuverlässige "Correspondenten", Ortsbehörden und Privatpersonen als Augenzeugen, lieferten die Nachrichten. Der Historiker Dr. Thomas Schwark vom Historischen Museum Hannover interpretierte den Bericht als einen "(...) Beitrag zur identitätsstiftenden Erinnerungskultur (...)" im welfischen Königreich.

Ferdinand Dürfeld

Amtsassesssor Ferdinand Dürfeld war mit der Tochter des Iburger Rentmeisters Ferdinand Schmidtmann, Christine Schmidtmann, verheiratet. Nach dem Tod des Rentmeisters Schmidtmann im Jahre 1823 bewirtschaftete sie mit ihren zwei Schwestern zusammen das "Haus Senfdamm" in Wittlage.

Ferdinand Dürfeld wurde im Mai 1834 zum Amtmann in Iburg bestellt.

Sigismund Antonius Josephus Meyer

Sigismund Meyer wurde am 23. Januar 1781 in Minden geboren - aus der am 28. September 1813 in Osnabrück geschlossenen Ehe mit Regina Juliana Abecken entstammten deren vier Kinder Clara (geb.: 1813, gest.: 07.09.1822), Helena Benedicta Elisabeth Mechtildis (geb.: 09.05.1817), Henricus Sigismund Benno (geb.: 18.12.1818, gest.: 28.11.1819) und Maria Carolina Christina Ida (geb.: 09.05.1821).

Sigismund Meyer starb am 12. Mai 1840 in Osnabrück und wurde dort am 15. Mai 1840 beerdigt.

Weitere königliche Besuche nach 1821

1. König Ernst August I. am 29. Juni 1838

Nachdem König Ernst August I. (geb.: 05.06.1771, gest.: 18.11.1851) am 1. November 1837 das Staatsgrundgesetz aufhob, kam es zu einem Verfassungskonflikt im Königreich Hannover - Osnabrück galt damals als das Zentrum der Opposition. Um der Situation der kritischen Stimmen zu entgehen und eine positive Propaganda zu erwirken, beschlossen König Ernst August I. und sein Staats- und Kabinettsminister Georg von Schele, gebürtig aus Osnabrück, insbesondere auch Osnabrück einen Besuch abzustatten.

König Ernst August I., um 1840

König Ernst August I., um 1840
Residenzmuseum Celle (Leihgabe des Historischen Museums Hannover)

Die Reise sollte in Hannover beginnen und über Celle, Lüneburg, Harburg, Stade und Verden in das Osnabrücker Land gehen, um schließlich in Ostfriesland zu enden.

Der Reisezug des Königs bestand einschließlich des Hof- und Küchenwagens aus sieben Wagen mit zusammen 23 Pferden.

Am späten Abend des 27. Juni 1838 traf König Ernst August I. in Osnabrück ein und verbrachte auch den nächsten Tag dort.

Am Vormittag des 29. Juni 1838 besuchte König Ernst August I. Iburg.

Über den Besuch berichtete auch der Historiker und Münsteraner Archivrat Dr. Otto Merx3 in seinem Beitrag "Eine Rundreise des Königs Ernst August im Landdrosteibezirke Osnabrück (Juni 1838)" in den "Osnabrücker Mitteilungen", Band 33, aus dem Jahre 1909:

"[König Ernst August I.] begab sich dann gegen 10 Uhr nach dem romantisch gelegenen Flecken Iburg, um die Stätten, wo der heilige Benno gewirkt, so seine eigenen Vorfahren so gerne geweilt hatten, zu besuchen und persönlich kennen zu lernen.

Hier hatte man erst abends vorher völlige Gewißheit von dem bevorstehenden Besuche des Königs bekommen und bis dahin keine Vorbereitungen für einen festlichen Empfang getroffen. Es galt daher tüchtig zu schaffen, um dem Orte in der Eile einen einigermaßen feierlichen Anblick zu verleihen, und am andern Morgen erhob sich am Eingange des Fleckens ein mit dem königlichen Namenszuge geziertere Ehrenbogen, und die nach dem Schlosse führende Straße war mit Blumengewinden und Maienbäumen herrlich geschmückt. Bald füllte sich auch die Straße mit einer Menschenmenge, die aus allen Teilen des Amtes zusammengeströmt war; auf dem ersten Schloßhofe zur Linken nahm die von Dissen herbeigeeilte Schützenkompagnie Aufstellung, und an beiden Seiten der zur Rechten belegenen Klosterkirche fand die Schuljugend der evangelischen und katholischen Gemeinde ihren Platz. Im inneren Schloßhofe dagegen, am Eingange zu dem sogenannten Rittersaale, harrten die Beamten, das Forstpersonal und die Geistlichkeit der Ankunft des Monarchen.

Gegen 11 Uhr verkündete Kanonendonner das Herannahen des königlichen Zuges. Am Eingange des Ortes bei der dort errichteten Ehrenpforte nahm der König die Begrüßung des Magistrats entgegen und fuhr dann langsam unter dem Jubel der Menge den Schloßberg hinan bis zum äußersten Schloßhofe, wo ihn die Schuljugend mit dem Gesange der Nationalhymne empfing. Dort ließ er halten; unter Trommelgewirbel betrat er dann zu Fuß den inneren Schloßhof und nach kurzer Begrüßung durch den ersten Beamten auf den von jungen Mädchen mit Blumen bestreuten Stufen das alte Schloß. Im Rittersaale betrachtete er längere Zeit mit sichtbarem Interesse ernst und in Erinnerungen verloren die Bildnisse seiner Ahnen und befahl schließlich die Ergänzung einiger mit der Zeit verloren gegangener Bildnisse von Osnabrücker Bischöfen, sowie die Vervollständigung der dortigen Portrait-Gallerie durch das bisher noch vermißte Bild des letzten Bischofs, des Herzogs Friedrich von York und Albany. Sodann begab er sich nach der festlich erleuchteten Klosterkirche und unterhielt sich in huldvoller Weise während der Besichtigung mit dem dortigen Pfarrer [Josef Niemeyer]. Nachdem er dann schließlich noch ein kurzes Frühstück bei dem ersten Beamten eingenommen hatte, trat er unter dem Jubel der Menge die Rückreise nach Osnabrück an , wo er nach ein Uhr mittags wieder eintraf, um bereits zwei Stunden später in der Richtung nach Lingen weiter zu fahren."

Nach dem Besuch wurden die fehlenden und zu ergänzenden Bilder sowie die zu restaurierenden Bilder bei dem Osnabrücker Maler Ludwig Neelmeyer in Auftrag gegeben: insgesamt 54 Gemälde (von seinerzeit 65 Bildnissen) wurden restauriert - darunter das Bildnis von Ernst-August von Braunschweig-Lüneburg mit seiner Gemahlin Sophie von der Pfalz - und sieben fehlende - das Stück für 10 Taler - ergänzt; die Vorlagen bot das Bischofsbuch "Contrafractur der Osnabrücker Bischöfe" des Hofmalers Georg Berger von 1607.
Das Bildnis des Herzogs Friedrich von York und Albany wurde im Stil dem des Ernst August II. angepasst.

2. König Georg V. am 30. Oktober 1862

1862 wurde ein Besuch der königlichen Familie in Osnabrück mit Ausflügen nach Bentheim, Papenburg und in die Osnabrücker Umgebung geplant - ein Besuch in Iburg war von Anfang an fester Programmpunkt; insgesamt waren vierzehn Tage für den Aufenthalt in der Landdrostei eingeplant.

Am 30. Oktober 1862 besuchte der blinde König Georg V. von Hannnover4 (geb.: 27.05.1819, gest.: 12.06.1878) mit seiner Ehefrau Königin Marie, seinem 17jährigen Sohn Ernst August von Osnabrück und den beiden Prinzessinnen Friederike und Mary das Schloss und Kloster Iburg.

König Georg V.

König Georg V., gezeichnet vom Portraitmaler Franz Xaver Winterhalter, um 1860
Residenzmuseum Celle

Die Familie gelangte von Osnabrück per Pferdegespann nach Iburg. Dort von Reitern eskortiert, wurde die königliche Familie zum festlich geschmückten Schloss geleitet und dort vom Amtmann, den höheren Beamten und der Geistlichkeit willkommen geheißen. Junge Mädchen, in Trachten gekleidet, überreichten dem König Gaben aus den Orten des Amtes und sprachen dazu kleine Gedichte - einige auch auf plattdeutsch;
so erhielt König Georg V. aus Glane einen westfälischen Schinken.

Im Rittersaal wurde ein Frühstück eingenommen und anschließend die beiden Kirchen besichtigt.

In der evangelischen Schlosskirche sagte Georg V. den Vertretern der Kirchengemeinde - Pastor war zu dieser Zeit Heinrich Christian Schmerfeld - ein neues Altarbild und neue Fenster mit bemalten Scheiben zu. 1867 schließlich erhielt die Gemeinde ein vom hannoverschen Hofmaler Carl Oesterley sen. gemaltes Altarbild - es zeigt Christus als Erlöser; Oesterley war seit 1844 Hofmaler des Königreichs Hannover. Das Altarbild wurde nach der Renovierung der Kirche im Jahre 1969 an der Ostwand der Kirche aufgehängt.

Es schlossen sich eine Vorführung in der Iburger Legge-Anstalt sowie ein Gang durch den Schlossgarten (ehemals auch als "fürstlicher Hof" und "Amthof" bezeichnet, heute "Ulmenhof") nördlich des Rittersaales an, bei dem es zur Benennung eines Sitzplatzes in einer hundertjährigen Linde als "Mariengrotte" kam.

Ernst August gefiel der Aufenthalt so gut, dass eine ständige Sommerwohnung für ihn in Aussicht genommen wurde. Zu diesem Zwecke sollten die Räume westlich vom Rittersaal eingerichtet werden und dieser selbst als Durchgang dienen.
Im Februar 1864 war von den geplanten Arbeiten nur der neue Belag von schwarz und weißen Zementfliesen und das 1865 vom Landbaumeister Eduard Wellenkamp entworfene Eingangsportal im Vorraum zur Ausführung gekommen. Nach den Ereignissen des Jahres 1866 und der Flucht ins Exil musste die Bestellung von Parkettfußböden in Oeynhausen wieder rückgängig gemacht werden.

Georg V. floh 1866 nach der Kapitulation des Königreichs Hannover nach Wien ins österreichische Exil und später nach Paris, wo er 1878 verstarb. Sein Leichnam wurde nach England überführt und ebenfalls in der Gruft der "St. George's Chapel" in Windsor Castle beigesetzt.

3. Exkönig Ferdinand I. im August 1930

Exkönig Ferdinand I.

Exkönig Ferdinand I.
im Juli 1928 in seinem Garten in Coburg
Bundesarchiv, Bild 102-06286 / CC-BY-SA 3.0

Der bulgarische Exkönig Ferdinand I. (geb.: 26.02.1861, gest.: 10.09.1948), einstiger Zar von Bulgarien, nunmehr wohnhaft in Coburg, der 1929 und 1930 in Bad Rothenfelde zur Kur weilte, besuchte im August 1930 auch Iburg: er spazierte auf dem Dörenberg und besuchte einen Gottesdienst in der Katholischen Schlosskirche.
Seine Mutter war die Tochter des französischen Königs Louis-Philippe I. und er war ein Großcousin von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem Ehemann der englischen Königin Victoria.

4. Philip Kirill Prinz von Preußen am 24. September 1999 und am 12. Februar 2005

Aus Anlass des 300. Todestages von Sophie Charlotte referierte am 12. Februar 2005 Philip Kirill Prinz von Preußen5 (geb.: 23.04.1968) als Nachfahre der ersten Preußenkönigin im Rittersaal des Schlosses Iburg. Der Ururenkel des letzten Deutschen Kaisers Wilhelm II. ist heute als evangelischer Pfarrer und nebenberuflich als Referent und Berater tätig - er sieht noch heute die Monarchie als optimale Staatsform für Deutschland an. Derzeitiges Oberhaupt des Hauses Hohenzollern ist sein Cousin Georg Friedrich Prinz von Preußen, der Sohn seines Onkels Louis Ferdinand von Preußen junior.

Bereits am 24. September 1999 war Philip Kirill Prinz von Preußen anlässlich der Verleihung des Courage-Preises an die Schauspielerin Uschi Glas Gesprächspartner bei den Kamingesprächen im Rittersaal mit dem Thema "Moral und Macht - eine Verpflichtung auf dem Prüfstand".

 

1 Bei der Tochter handelte es sich wahrscheinlich um Clara Meyer, die zu diesem Zeitpunkt 8 Jahre alt war.
2 Mit dem "Guelphenstamm" ist der Stamm der Welfen gemeint ("welf" = engl. "guelph).
3 Dr. Victor Emil Otto Marx wurde am 26.05.1862 in Bleicherode (heute: Landkreis Nordhausen) geboren. Von 1882 bis 1887 studierte Marx an den Universitäten Halle/Saale, Berlin und Göttingen Geschichte und Geographie. Seit Oktober 1906 war er im Staatsarchiv Münster beschäftigt - von April 1900 bis September 1903 war Marx als Königlicher Archivar im Staatsarchiv Osnabrück beschäftigt - während dieser Zeit heiratete er Marie Grote, mit der er fünf Kinder hatte; weitere Stationen im Archivdienst waren das Hauptstaatsarchiv Hannover, das Geheime Staatsarchiv Berlin, das Staatsarchiv Magdeburg sowie das Staatsarchiv Marburg. Otto Marx verstarb während des 1. Weltkrieges als Hauptmann des Landsturm-Bataillons Münster I (VII.54) an einer Gehirnblutung am 12. September 1916 im Festungslazarett Antwerpen (Belgien).
4 Erstmalig 1847 gewährte König Ernst August II. und der Vizekönig, der spätere König Georg V., dem am 11. Februar 1829 auf Scheventorf geborenen Bildhauer Wilhelm Westmeyer ein vierjähriges Stipendium.
5 Wenn es in Deutschland eine Monarchie gäbe und wenn sein Vater Friedrich Wilhelm von Preußen nicht eine Bürgerliche geheiratet hätte, dann wäre er heute König oder gar Kaiser von Deutschland.
Sein Vater Friedrich Wilhelm von Preußen verstieß mit seiner Heirat mit der Bürgerlichen Waltraud Freydag gegen das Hausgesetz, wodurch er von der Erbfolge ausgeschlossen wurde - das Bundesverfassungsgericht indes beschied am 22. März 2004, dass das Hausgesetz in staatsrechtlicher Hinsicht gegenstandslos sei. Damit trat die testamentarische Erbfolge gemäß dem Testament des Großvaters Lous Ferdinand von Preußen ein und dessen Enkel Georg Friedrich Prinz von Preußen wurde Alleinerbe, allerdings belastet mit den Pflichtteilen für die Geschwister und Nachfahren des Großvaters.

Zu den politischen und gesellschaftlichen Hintergründen siehe auch:
KEHNE, Birgit: "Des theuren Herrschers Angesicht zu seh'n!" Königsbesuche im Osnabrücker Land im 19. Jahrhundert. In: Heimatbund Osnabrücker Land e.V. & Kreisheimatbund Bersenbrück e.V. (Hrsg.): Heimat-Jahrbuch "Osnabrücker Land 2011", S. 148 ff.

 

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