Zeitreise(n) durch Bad Iburg

Altes Kriegerdenkmal Iburg

"Als Bauplatz ist der weite Schloßhof (...) gewählt worden, von wo der Blick weit in die münstersche Tiefebene hinabschweift", so die einführenden Worte zur Standorterklärung in der "Deutschen Bauzeitung" vom 20. Januar 1923 - gemeint ist als Standort die südliche Umfassungsmauer von Schloss und Kloster Iburg nahe dem (heutigen) Südtor.

Altes Kriegerdenkmal neben dem Südtor
Altes Kriegerdenkmal neben dem Südtor
(im Hintergrund das Gebäude der ehemaligen Legge, dem seinerzeitigen Feuerwehr-Gerätehaus am Schloss)

Architekt des (alten) Iburger Kriegerdenkmals war 1921 der Regierungs- und Baurat in Schleswig, Dr. Ing. Dr. phil. Wilhelm Jänecke.

Wilhelm Jänecke (1872 - 1928)
Wilhelm Jänecke (1872 - 1928)

Wilhelm Jänecke wurde am 22. August 1872 in Altwarmbüchen, einem Ortsteil der Gemeinde Isernhagen, in der Region Hannover geboren. Von 1879 bis 1891 besuchte er das Realgymnasium I in Hannover und erhielt dort Ostern 1891 das Reifezeugnis.
Parallel zu einer zweijäjhrigen Ausbildung an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Hannover, einer freie Zeichenschule für das Handwerk (ab 1891), studierte Jänecke Architektur an der Technischen Hochschule Hannover (1891 - 1893). Ab 1893 folgten zwei Semester an der Technischen Hochschule München, ein Semester an der Technischen Hochschule Charlottenburg (Berlin) und (wieder) ein Semester (1894 - 1895) an der Technischen Hochschule Hannover.
1895 legte er seine Bauführer-Prüfung ab und war 1896 Regierungsbauführer.
1896 bis 1897 diente der als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterie-Regiment Nr. 68.
In den Jahren 1896/97 war Jänecke als Regierungsbauführer bei der Regierung und Kreis-Bauinspektion in Koblenz tätig. 1897 wechselte er als Regierungsbauführer an das Stadtbauamt in Hannover, der Kreis-Bauinspektion I in Hannover und der Regierung in Hannover.
1900 erfolgte seine Ernenung zum Regierungsbaumeister und als dieser weschselte er an das Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin, an die Kreis-Bauinspektion in Stade und an die Ministerial-Baukommission in Berlin.
An der Universität in Berlin besuchte er ab 1900 Vorlesungen in Kunstgeschichte, Archäologie, Philosophie, Literatur- und Kulturgeschichte sowie Nationalökonomie.
1902 erschien von ihm in Hannovere "Das Buch der Berufe. Ein Führer und Berater bei der Berufswahl. Band 9: Der Architekt".
An der Technischen Hochschule Hannover promovierte Jänecke 1903 als erster Architekt in Preußen zum Dr. Ing.
Es folgten ab 1903 Tätigkeiten als Regierungsbaumeister bei der Regierung in Marienwerder (Westpreußen) - 1904 wurde Jänecke Regierungsbaumeister in Wongrowitz (Posen), dort war er stellvertretender Kreis-Bauinspektor. 1905 erfolgte seine Versetzung als Vorstand der Kreis-Bauinspektion in Osnabrück - dort ab April 1906 etatmäßiger Kreis-Bauinspektor und ab Mai 1906 als Nachfolger für Baurat Neißner zum Regierungsbaumeister ernannt. In diesem Jahr entwarf er auch ein Tor zum Binnenhof des ehemaligen Klosters Iburg.
Im Juni 1907 heiratete der vierunddreißigjährige Jänecke die zwanzigjährige Osnabrückerin Luise Niedermeyer, Tochter des Bankdirektors der Reichsbankfiliale Ernst Niedermeyer und seiner Ehefrau Louise, geborene Hilger. Das Ehepaar wohnte erst am Schnatgang und später mit der Familie in einem eigenen Haus, liebevoll "Lottehaus" genannt - am Bismarckplatz.
1909 promovierte Wilhelm Jänecke an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster unter Professor Hermann Ehrenberg zum Dr. phil.; seine Dissertation wurde im gleichen Jahr in der von Ehrenberg herausgegebenen "Beiträge zur westfälischen Kunstgeschichte" unter dem Titel "Die Baugeschichte des Schlosses Iburg, insbesondere des "Rittersaales"" (Heft 4) veröffentlicht. Er gehörte zu den Erforschern der Iburg: "Dank dem Zuammenwirken der verschiedenen Kräfte ist es gelungen, die Perle des Iburger Landes vom Staube der Jahrhunderte zu befreien."
Neben seinen dienstlichen Verpflichtungen war Jänecke, vornehmlich im Osnabrücker Raum, auch als Architekt tätig; zudem war er Mitarbeiter verschiedener Fachzeitschriften.
Im Jahr 1913 erschein sein Werk "Das Klassische Osnabrück. Ein Beitrag zur Geschichte des Deutschen Bürgerhauses zwischen 1760 und 1840".
1913 war Jänecke federführend bei der Restaurierung des Iburger Schlosses und der Evangelischen Schloßkirche - zu den beiden Engelköpfen am Eingangsportal waren seine Kinder Lotte und Klaus die Modelle.
1914 wurde Jänecke zum Baurat (mit dem Rang eines Rates IV. Klasse) ernannt und war im Vorstand des Hochbauamtes von Preußisch Stargard in Danzig-Langfuhr (Westpreußen); 1916 wurde er als Regierungs- und Baurat Vorstand des Hochbauamtes in Schleswig (bis 1928). Nebenberuflich war Jänecke zwischen 1923 und 1927 Dozent für Geschichte und Baukunst an der Universität in Kiel.
Nach einer dienstlichen Verfehlung im Januar 1927 musste Jänecke ein Disziplinarverfahren über sich ergehen lassen, welches unter anderem zu einer Strafversetzung zum 1. April 1928 zur Regierung in Stade führte.
Anfang Mai 1928 verstarb Wilhelm Jänecke unter nicht vollständig aufgeklärten Umständen: während eines Urlaubsaufenthaltes bei seiner Familie in Schleswig kurz nach seiner Versetzung wurde er seit dem 3. Mai 1928 vermisst - nach einer zweitägigen Suchaktion wurden am 4. Mai in einer Zelle des Marienbades in Busdorf seine Bekleidungsstücke und am 5. Mai in unmittelbarer Nähe des Marienbades seine Leiche in der Schlei aufgefunden. In einem Nachruf des Regierungspräsidenten in den "Schleswiger Nachrichten" war als Todesursache "Herzschlag beim Baden in der Schlei" angegeben.
Wilhelm Jänecke hinterließ eine Ehefrau und vier Kinder - er wurde auf dem Hasefriedhof in Osnabrück auf der Grabstätte Niedermeyer (Abt. I, An der Mauer 64) beigesetzt. Seine Frau zog mit den Kindern zurück nach Osnabrück ins väterliche Haus an der Bergstraße, in früheren Zeiten scherzhaft "Bergschänke" genannt. Dort wohnte sie bis zu ihrem Tode.
In einem Neubaugebiet im Osnabrücker Schinkel wurde im November 1958 eine Straße auf den Namen Jänecke getauft - die "Jäneckestraße" nördlich der Tannenburgstraße.

Das Denkmal bildete die Ecke einer alten 3 bis 4 m hohen, 2,10 m starken Schloßmauer, die hier im rechten Winkel, nach Süden zu, dem Abfallen des Berges folgend, in eine niedrigere Mauer spätgotischer Zeit ausläuft; aufgrund dieser Lage konnte zugleich die alte Mauer neu gestützt werden.

Zeichnung des Kriegerdenkmals von Wilhelm Jänecke
Zeichnung des Kriegerdenkmals von Wilhelm Jänecke

In der Mittelachse dieser Schloßmauer, basierend auf einer runden Freitreppe, erhob sich eine hochragende Säule, die durch eine runde Nische von der Mauer abgelöst war; im unteren Teil zeigte diese in Kreuzform die Inschrift "Sei Getreu bis in den Tod" (Die sieben Sendschreiben, Offenbarung 2,10). Über dem Würfel-Kapitäl mit Reichsadler, hannoverschem und westfälischem Pferd in den Schildbögen, erhob sich das eiserne Kreuz.

Die Überleitung zum Eckbau war durch drei Sandsteinkugeln hergestellt, an der Nordseite befand sich die umrahmte Namenstafel der Gefallenen des 1. Weltkriegs aus fränkischem Marmor (Alabaster, Fränkische Alb) - oberhalb der Namenstafel das fünfspeichige Iburger Rad.

Blick von Südosten   Blick von Nordosten
Blick von Südosten   Blick von Nordosten

Und wie schrieb die "Deutsche Bauzeitung" weiter:
"Im Übrigen ist der ganze Bau aus dem schönen gelblichen, von violetten Adern durchzogenen Sandstein des benachbarten Dörenberges erbaut."

Die Gesamtkosten des Kriegerdenkmals beliefen sich auf 23.000 Mark.

1964 entstandt an selbiger Stelle, nach dem Abriss des alten Kriegerdenkmals, von dem freischaffenden Künstler Fritz Szalinski (geb.: 8. Dezember 1905, gest.: 20. Mai 1978) aus Osnabrück ein neues Ehrenmal für die Gefallenen beider Weltkriege; der liegende Engel aus Bronze hat eine Länge von 2,40 m.
Die Gedenktafeln an die Opfer des 1. Weltkrieges befindet sich heute im überdachten Bereich der Friedhofskapelle auf dem alten Iburger Friedhof.

edenktafel für die Opfer des 1. Weltkrieges aus Iburg und Mäscher (1. Teil)   Gedenktafel für die Opfer des 1. Weltkrieges aus Iburg und Mäscher (2. Teil)
Gedenktafel für die Opfer des 1. Weltkrieges aus Iburg und Mäscher (1. Teil)   Gedenktafel für die Opfer des 1. Weltkrieges aus Iburg und Mäscher (2. Teil)

 

Impressum / Kontakt / Datenschutzerklärung --- Inhaltsverzeichnis --- Zeitreise(n) durch Bad Iburg--- Altes Kriegerdenkmal Iburg