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900 Jahre Bauen mit Osning-Sandstein

von Dr. Eckhard Speetzen

Der Osning-Sandstein tritt über eine Erstreckung von etwa 145 Kilometern entlang des Teutoburger Waldes und des Eggegebirges auf. Die beiden aus parallelen Rücken aufgebauten Höhenzüge begrenzen die Münsterländer Kreidemulde im Nordosten und Osten. Im östlichen Rücken stellt der Osning-Sandstein das beherrschende Schichtglied dar. Am Teutoburger Wald bildet er an mehreren Stellen die höchsten Erhebungen (Dörenberg 331 m, Tönsberg 334 m, Hengeberg 316 m) und erreicht im nördlichen Teil des Eggegebirges die größte Höhe des gesamten Gebirgszuges (Velmerstot 468 m). Für etwa 900 Jahre war der Sandstein aufgrund der durchweg guten Qualität ein beliebter und bedeutender regionaler Baustein. Der erste bekannte Abbau fand in der Mitte des 11. Jahrhunderts statt, der letzte Abbau in den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Der Name Osning-Sandstein hat sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingebürgert, vorher wurden die Begriffe Hilssandstein, Neokomsandstein oder Teutoburgerwaldsandstein verwendet. Im nordwestlichen Teil des Teutoburger Waldes spaltet sich der Sandstein in drei Einheiten auf, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als Bocketaler, Gravenhorster und Dörenther Sandstein bezeichnet werden.

Der Osning-Sandstein stellt eine marine Küstenablagerung dar, die zur Zeit der Unterkreide am Südrand des „Niedersächsischen Beckens“ gebildet wurde. Infolge der ständigen Umlagerung der Sedimente im ehemaligen Küstenbereich durch Brandung und küstenparallele Verdriftung entstand ein sehr einheitlicher Sandkörper, der dem daraus hervorgehenden Osning-Sandstein über große Erstreckungen eine gleichmäßige Ausbildung verlieh. Nur in den Bereichen ehemaliger Flussmündungen geben sich durch verstärkte Einlagerung kiesiger Sedimente und durch einen merklichen Tonanteil gewisse Abweichungen zu erkennen. Nach der Zusammensetzung handelt sich beim Osning-Sandstein um einen häufig in dicken Schichten abgelagerten, meistens feinkörnigen, kieselig oder tonig-limonitisch gebundenen Quarzsandstein von weißgrauer, gelblicher bis brauner, selten auch rötlicher oder grüngrauer Farbe. Die Quarzkörner machen im Mittel etwa 95 % der Komponenten des Sandsteins aus. Feldspäte erreichen in bestimmten Bereichen einen Anteil von etwa 3 %. Weitere Komponenten wie Glaukonit, Glimmer oder Brauneisen-Ooide treten nur selten und in geringen Anteilen auf. Stellenweise sind auch Gerölle von Quarz und Lydit sowie häufig auch Kohlebröckchen eingelagert.

Die Mächtigkeit des Osning-Sandsteins erreicht im nordwestlichen und im mittleren Teutoburger Wald Werte von über 300 m, im Südosten des Höhenzuges geht sie auf etwa 40 m zurück und liegt im Eggegebirge bereits unter 20 m.

Bei den entlang des Ausstrichs des Osning-Sandsteins aufgereihten Steinbrüchen handelt es sich überwiegend um kleinere Abbaustellen für den lokalen Bedarf, es gibt aber auch etliche große Steinbrüche, die der regionalen Versorgung mit Bausteinen für zahlreiche profane und sakrale Bauten dienten. Meistens wurden Quader für Mauerwerk, Gesimse, Tür- und Fenstergewände oder auch Treppenstufen gefertigt. An einigen Stellen führte die Feinheit und Gleichmäßigkeit des Korns sowie die gute Bearbeitbarkeit des Sandsteins auch zur Ausführung feiner Steinmetzarbeiten und zur Herstellung anspruchsvoller Skulpturen.

Nach den Baudaten von Klöstern, Kirchen, Schlössern, öffentlichen Gebäuden und auch Bürgerhäusern, die vollständig oder zumindest mit Bauteilen aus Osning-Sandstein errichtet wurden, kann man seine Verwendung vom 11. bis zum 20. Jahrhundert lückenlos belegen. Eine erste Blütezeit, die vom 11. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts reichte, erlebte der Osning-Sandstein im Osnabrücker Raum (z. B. Dom in Osnabrück, Kloster in Bad Iburg). Gegen Ende des 17. Jahrhunderts tritt er besonders in Osnabrück nochmals als Baustein bei klassizistischen Bürgerhäusern hervor. Ein letzter Höhepunkt in der Verwendung setzte mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein, als sich mit dem Aufkommen der Eisenbahn und der schnellen Verdichtung des Schienennetzes die Absatzmöglichkeiten des Osning-Sandsteins beträchtlich erweiterten (z. B. St. Mauritz-Kirche und Salvator-Giebel am Dom in Münster, Christus-Kirche in Bochum). Etwa ab 1900 ist ein Rückgang des Steinbruchgewerbes mit Schließung vieler Abbaustellen zu erkennen. Nur in einigen größeren Steinbrüchen wurde noch bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gearbeitet. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs ist nochmals eine kurze Belebung des Abbaus von Osning-Sandstein zu verzeichnen. Die Gründe liegen in einem erhöhten Bedarf für Restaurierungen infolge von Kriegsschäden an öffentlichen und historischen Gebäuden (z. B. Apostelkirche in Gütersloh). Die letzte Gewinnungsstelle, der Steinbruch der Firma Hollweg, Kümpers & Co. bei Gravenhorst im nordwestlichen Teutoburger Wald, wurde 1964 geschlossen. Damit ging der 9 Jahrhunderte währende Abbau des Osning-Sandsteins endgültig zu Ende. Die Gründe liegen einerseits in den deutlich höheren Kosten für Naturwerksteine, sind aber hauptsächlich wohl im Wandel des architektonischen Stilempfindens und in der Hinwendung zu neuen Baustoffen zu suchen.


Vortrags-Abstract eines Vortrages von Dr. Eckhard Speetzen am 27.03.2010 mit dem Thema "900 Jahre Bauen mit Osning-Sandstein" anlässlich der 5. Arbeitstagung des Netzwerks "Steine in der Stadt" vom 25. - 28.03.2010 im LWL-Museum für Naturkunde in Münster. Der Autor, Dipl. Geologe Dr. Eckhard Speetzen, war bis 2006 als Akademischer Oberrat am Geologisch-Paläontologischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster beschäftigt. Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten u.a. zum Osning-Sandstein und zur Vereisungsgeschichte im hiesigen Raum.
Kontaktdaten: Alleestr. 16, 48565 Steinfurt, E-Mail: speetzen@web.de

In der Schriftenreihe "Geologie und Paläontologie in Westfalen" des LWL-Museums für Naturkunde Münster erschien im November 2010 in Heft 77 eine Arbeit mit dem Titel: "Osning-Sandstein und Gault-Sandstein (Unterkreide) aus dem Teutoburger Wald und dem Eggegebirge und ihre Verwendung als Naturbaustein" von Herrn Dr. Eckhard Speetzen. Dort wird unter anderem die Geschichte des Osning-Sandsteins als Bausandstein ausführlicher dargestellt.


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