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Bergbaurelikte des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins bei Bad Iburg
Auf Spurensuche

von Horst Grebing

Im Jahre 1836 wurde in Beckerode bei Hagen eine Eisenhütte errichtet. Zur Eisenhütte gehörten umfangreiche Grubenfelder auf Eisenstein am Martiniberg, Ellenberg, Hüggel, Rotenberg und Heidhorn-Berg. Schürfrechte auf Eisenstein wurden im Jahre 1847 auf das Amt Iburg ausgeweitet.

Als die Eisenhütte im Jahre 1856 verkauft werden sollte und die Königlich-Hannoversche Regierung die erforderliche Genehmigung zur Übertragung der Bergwerksfelder davon abhängig machte, dass der Käufer die gewonnenen Eisenerze nur im Königreich Hannover verhüttet, bildete sich in Hannover ein Konsortium mit dem Ziel, die Beckeroder Hütte und die dazugehörigen Bergwerksfelder zu kaufen und im Fürstentum Osnabrück ein großes Eisenhüttenwerk zu errichten. Da das Gründungskomitee aber auch der Ansicht war, dass ein Hüttenwerk nur im Falle der Gewinnung von Steinkohlen in unmittelbarer Nähe des Hüttenwerkes rentabel sei, machte dieses die Bildung der Gesellschaft von der Verleihung eines Kohlenfeldes im Dütetal abhängig.

Nach technischen Voruntersuchungen wurde dem Gründungskomitee von der Regierung zugesichert, ein im Dütetal gelegenes Steinkohlenfeld verliehen zu bekommen.

Am 05. Juni 1856 wurden die Beckeroder Hütte und die Bergwerksfelder an den neuen Eigentümer, dem „Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein“, übergeben. Da die Lage der Beckeroder Eisenhütte keine Erweiterung der Produktion zuließ, wurde ein zentraler Standort zu den Erz- und Steinkohlevorkommen in der Bauernschaft Malbergen gefunden.

Am 18. Oktober 1856 erfolgte die Verleihung des Steinkohlenfeldes „Glückauf“ in unmittelbarer Nähe des Dorfes Oesede. Im selben Jahr wurde der „Glückaufschacht“ abgeteuft; im Herbst und Winter 1865/66 trat die Düte nach starken Regenfällen über die Ufer und große Wassermassen gelangten in die Grube. Nachdem die Wasserhaltungsmaschinen nicht mehr ausreichten, musste der Abbau im Jahre 1866 aufgegeben worden. Die Hütte war nun verstärkt auf westfälische Steinkohlen angewiesen.

Am 22. August 1857 wurden die Bergrechte für das 9.132.110 m2 große Steinkohlen-Feld „Dörenberg“ verliehen. Es wurde an zwei Stellen westlich der alten Heerstraße Iburg - Oesede nach Kohle gesucht. In einem Schurfschacht wurden dort von 1857 bis 1884 geringfügig Wealden-Steinkohlen abgebaut. Ein Versuchsschacht wurde in unmittelbarer Nähe, südlich des Schurfschachtes, im Jahre 1885 abgeteuft. Dieser Schacht hatte eine Teufe von 16,82 m und diente lediglich der Erforschung des Kohlenlagers.

Am 06. März 1953 wurde neuer Eigentümer der Bergrechte am Feld „Dörenberg“ die Fa. Steinkohlenbergwerke Viktor-Ickern AG in Castrop-Rauxel - am 18.10.1955 erloschen die Bergrechte.

Die Halden und ehemaligen Schachteingänge sind noch heute sichtbar: wenn Sie vom Parkplatz „Bäumker“ am Dörenberg in Bad Iburg den Weg in nordnordöstlicher Richtung zum „Roten Loch“ gehen, sehen Sie am Wegesrand als erstes die Halde des Versuchsschachtes und den Weg weiter folgend die Halde des Schurfschachtes.

Ein weiteres Kohlenfeld mit der Bezeichnung „östliches Vereinsfeld“ wurde dem Verein am 25. Februar 1858 verliehen. Bereits 1859 wurden bei Schürfarbeiten zwei abbauwürdige und zwei schmale Kohlenflöze nachgewiesen. Am 16.07.1868 wurde das 6.354.750 m2 große Steinkohlenfeld in „Hilterberg“ umbenannt.

Wegen unzulänglicher Transportmöglichkeiten zur Eisenhütte verzichtete man aber vorerst auf einen Abbau. Doch die Schwierigkeiten beim Bezug der westfälischen Kohlen und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 machten den Kohlenabbau im Feld „Hilterberg“ interessant.

Daher begann 1872 der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein mit dem Bau des Carl-stollens (heutige Bezeichnung: Karlsstollen). Er wurde nach 240 m mit einem Luftschacht und nach weiteren 220 m mit einem weiteren Luftschacht bestückt. Der Stollen wurde abschließend auf insgesamt 920 m verlängert. Mitte 1874 war der Stollen fertiggestellt und im November 1874 begann mit 48 Beschäftigten der Betrieb der Anlage. Die Förderung betrug jährlich ca. 9.000 Tonnen Kohlen.

Vom Stollen aus sind Grundstrecken 2.400 m nach Westen und 1.200 m nach Osten getrieben worden.

In den Jahren 1885/86 wurde für 153.838,92 Mark 920 m östlich vom Mundloch des Karlsstollens ein kleiner Tiefbauschacht mit einer Teufe von 63,92 m niedergebracht und von hier aus die Flöze 3 und 4 abgebaut. Von hier gelangten die Kohlen dann auch mittels einer 1.630 m langen Otto’schen Drahtseilbahn zum Bahnhof Wellendorf. Zwischen 1891 und 1893 deckte die Zeche den gesamten Bedarf an Kohlen, die das Stahlwerk für die Gaserzeugung benötigte.

1892 war beabsichtigt, nahe dem 1. Tiefbauschacht, einen zweiten Tiefbauschacht abzuteufen. Als sich aber bei einer Teufe von 17 m unter der ersten Tiefbausohle im Herbst 1892 unerwartet große Wasserzuflüsse einstellten, wurde beschlossen, diesen Schacht aufzugeben und nach dem Karlsstollen zu verlegen.

Am 20. Juli 1893 wurde der 2. Tiefbauschacht in Betrieb genommen; dieser war am Kreuzungspunkt zwischen dem Grundstollen und dem Karlsstollen angelegt worden. Es wurde später auf drei Sohlen, der 75-, 105- und 155-m-Sohle gefördert. Im Jahre 1894/95 betrug die Fördermenge 22.936 Tonnen bei 194 Arbeitern; ein Arbeiter verdiente pro Schicht 2,02 Mark. Aber auch hier musste man mit bedeutenden Wasserzuflüssen kämpfen, so dass um 1900 nur noch auf der 75-m-Sohle abgebaut wurde.

Infolge starker Wassereinbrüche, günstigeren Kohlenbezugsmöglichkeiten von der werkseigenen „Zeche Werne“ nördlich der Lippe und schwierigen Abbaubedingungen wurde die Kohlenförderung der Zeche Hilterberg am 31.03.1903 beendet. Die Wasserwältigung wurde am 01. April 1903 um 18.00 Uhr eingestellt. Zum Abschluss der Aufräumarbeiten wurden die Schächte verfüllt und der Stollen zugemauert.

Am 25.02.1957 erlosch die Konzession für das Feld „Hilterberg“.

Die Überreste des Bergbaus im Feld „Hilterberg“ sind an vielen Stellen erkennbar: parken Sie auf dem Wanderparkplatz „Zum Limberg“ im Hilteraner Ortsteil Hankenberge. Auf der dort aufgestellten Informationstafel sind die Örtlichkeiten des „1. Tiefbauschachtes“ (am „Drei-Tannen-Weg“ in östlicher Richtung) und des Karlsstollens (am „Drei-Tannen-Weg“ in westlicher Richtung) eingetragen. Zwischen Parkplatz und Karlsstollen, im Bereich des [ehem.] Streckenwanderweges Bevergern - Bielefeld (X 25), befinden sich auch die Reste des 2. Tiefbauschachtes und die zwei erwähnten Luftschächte.

Und nun viel Spaß bei der Spurensuche!


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