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Tonwerk Friedrich Blanke

Bei dem Halberben Hölscher in Sentrup (Haus Nr. 9) wurde eine kleine Feldbrandziegelei betrieben. Die Ziegel wurden in einem Schachtofen gebrannt; die Ziegelei war nur ein saisonaler Nebenerwerbsbetrieb.

1888 kaufte Hermann Blanke, gebürtig aus Lage / Lippe, diesen Teil (11,4 ha) des Anwesens Hölscher mit der dazugehörigen Feldbrandziegelei; Hermann Blanke entstammte wahrscheinlich einer Lipper Wanderziegler-Familie.
Im Lipper Land lebten einige Personen mit dem Nachnamen Blanke, so auch der Ziegler Wilhelm Blanke in Oberwüsten (heute: Bad Salzuflen). Einige Personen des Namens Blanke sind auch nach Amerika ausgewandert.

Den Betrieb nahm Hermann Blanke im Frühjahr 1889 auf. Mit seinem Sohn Karl leitete er den Betrieb bis 1904. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Stundenlohn 25 Pfennig pro Stunde, doch wurde nur im Sommer gearbeitet.

Nachdem der Steinkohlen-Bergbau im Feld "Hilterberg" zum 31.03.1903 eingestellt wurden, fanden einige Bergleute Arbeit in der Ziegelei Blanke.

Das Tonwerk lag verkehrsgünstig - die jetzige Landstraße L97 (Bielefelder Straße) diente schon frühzeitig als Verbindungsstraße zwischen Glane und Hilter und ist bereits auf der zwischen 1796 und 1805 aufgenommenen "Karte von Nordwestdeutschland" ("Große Karte von Westphalen"), Section XIII, von Carl Ludwig von Le Coq zu erkennen.

1905 hatte Sentrup eine Größe von 703 ha und 386 Einwohner.

Abgebaut wurde ein sandiger Lehm über Ton und Tonmergel einer Grundmoräne der Saale-Kaltzeit.

1905 übernahm Sohn Friedrich das Unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt waren zwei sogenannte "Deutsche Öfen" (Standöfen) in Betrieb: ein großer Ofen für den Brand von Mauerziegeln und ein kleiner Ofen für den Brand von Dachziegeln. Diese Ofenart war rechteckig mit einem Gewölbe und einer Tür an jeder Stirnseite; die Feuerung erfolgte durch Einschütten von Brennstoff durch Löcher in der Decke auf die Roste am Boden. Die Verbrennungsgase entwichen auch durch die Deckenlöcher, so dass es keines Schornsteins zur Zugerzeugung bedurfte.

 
Rechnung an den Colonen Johann Heinrich Brinkmann in Ostenfelde,
29.09.1905
  Rechnung an den Colonen Johann Heinrich Brinkmann in Ostenfelde,
12.11.1905

Aus dem Hofarchiv der Familien Brinkmann aus Ostenfelde ist zu entnehmen, dass es am 01.07.1905 zu einem Blitzeinschlag mit Hofbrand kommt: "Während auf dem Donnerbrink geheut wird, kommen dem Bauern die eigenen Kühe entgegengelaufen. Der Hof wird erneut aufgebaut. Das Hauptgebäude wird nochmals vergrößert und bekommt seine heutige Form. Der Hof wird endlich feuerversichert."
Auf einer Steinplatte am Giebel des Haupthauses ist seitdem zu lesen:
"Dreimal riß mich das Feuer nieder
1875, 1880 und am 1. Juli 1905 durch Blitz.
Seit dem 1. Okt. stehe ich hier wieder
Gottes Schutz und Hilfe sei stets in mir."
Die Hofgebäude, das Wohnhaus und die Stallungen sind Backsteinbauten auf Grundmauern aus Osningsandstein. Die Backsteine wurden von dem Tonwerk F. Blanke in Sentrup und von der von Blanke gepachteten Ziegelei Herrenrest gebrannt.

Anstelle dieser beiden "Deutschen Öfen" wurde 1907 ein neuer Ringofen erbaut - die Anschaffung eines Dampfmobils leitete die maschinelle Ziegelfertigung ein.

Der 1. Weltkrieg brachte den Betrieb von 1914 bis 1920 völlig zum Erliegen. In den ersten Jahren nach dem Krieg wurden die Steinkohlen, die für den Brennvorgang benötigt wurden, aus Borgloh angefahren.

Während seiner geologischen Kartierungen um 1920 wohnte der Geologe Wilhelm HAACK mit seiner Frau Alwine, seinem Sohn und seiner Tochter Annelore im Elternhaus des Ziegeleibesitzers Blanke in Sentrup zur Miete. HAACK sagte einmal, im Osnabrücker Bergland hätte er mit seiner Familie die schönste Zeit seines Lebens verbracht. Und seine Kinder sollen noch lange von der unbelasteten Zeit in Sentrup und der dortigen Volksschule, wo sie ihr ABC lernten, geschwärmt haben.

Bei einem Brand am 26. März 1929, bei dem das angrenzende Sägewerk und die Sargfabrik abbrannten, konnte die Ziegelei gerettet werden.
Die Freiwillige Feuerwehr Glane wurde erst im April 1934 gegründet; die Freiwillige Feuerwehr Hilter bestand bereits seit September 1926.

 
Zieglerfamilie Schmitz vor der Ziegelei
(aus: Dorferneuerung Sentrup, Ergebnis der Arbeitsgruppe:
Historische Entwicklung / ortstypische Bausubstanz, Stand:
04.07.2008)
  Blick aus westlicher Richtung auf Eltern- und Wohnhaus Blanke
(aus: Dorferneuerung Sentrup, Ergebnis der Arbeitsgruppe:
Historische Entwicklung / ortstypische Bausubstanz, Stand:
04.07.2008)

 

1929 warb die Firma in der Festschrift des Männergesangvereins "Harmonie Glane" mit den Produkten Dampfziegel, Ziegelsteine, Deckensteine, Dachziegel und Drainrohre.

Situationsplan der Ziegelei Blanke, ca. 1930
 
Tonfalzziegel Tonwerk F. Blanke,
links: Oberseite, rechts: Unterseite
  Dachziegel am Heimatkundlichen Museum "Averbecks Speicher"

Das Außenmauerwerk des ehem. Hotels Stapenhorst (heute: Volksbank, Münsterstr. 2) und das Außenmauerwerk des 1951 erbauten ehem. Wohnhauses von Hubert Reiferth (Teutoburger Straße 9) sind aus Ziegelsteinen der Ziegelei Blanke erbaut worden. Blankes Dachziegel befanden sich auf dem Dach des im Mai 1985 abgerissenen Schuppens von Fischer-Eymann (Schloßstraße 1) und auf dem Dach der Nebengaragen des Hotels "Felsenkeller" (ehem. Kleinwagen- und Roller-Museum, Charlottenburger Ring 46). Neben Abnehmern in Iburg waren weitere Hauptabnehmer in Lienen und Kattenvenne beheimatet.

1919 wurde Adolf Blanke als Beisitzer in in den "Verein deutscher Ziegelei-Ingenieure e.V." gewählt.
Vorsitzender war seit Gründung des Vereins im Jahre 1913 der Osnabrücker Zivilingenieur Rudolf Witte (geb.: 04.03.1870); 2. Vorsitzender 1919 wurde der Ziegeleidirektor Hugo Kramer aus Osnabrück (die 1872 gegründete "Hellern'sche Ziegelindustrie G. O. Kramer" kaufte 1919 das 1899 gegründete "Osnabrücker Ziegelwerk AG und erwarb 1920 das "Ziegelwerk GmbH Lüstringen". Die "Osnabrücker Ziegelwerk AG" ging 1938 in Liquidation).

Das Vorhaben, die Ziegelei zu vergrößern, scheiterte allerdings am Tonmangel und der Betrieb in Sentrup wurde 1932 stillgelegt.
Bereits in Vorjahren pachtete Blanke umliegende Felder und baute dort den Lehm ab - nach dem Abbau wurde der abgefahrene Mutterboden wieder aufgefüllt und das Land wieder als Wiese oder Acker weiter genutzt.

Ehemaliges Wohnhaus, Bielefelder Straße 47, Mai 2009

Bereits im Jahre 1921 hatte man dem Werk ein Sägewerk angegliedert und der Sohn Fritz (geb.: 21.09.1896) begann mit der Fabrikation von Särgen. Nach dem Brand von 1929 wurde die Sargfabrik am Iburger Bahnhof neu aufgebaut und geschäftlich vom Sentruper Werk getrennt. Fritz Blanke war mit Emmy Blanke, geb. Kamp, verheiratet. Die Sargfabrik wurde von seinem Sohn Fritz Adolf Blanke (geb.: 19.01.1940) weitergeführt.
1932 wird die Ziegelei stillgelegt und nur noch das Sägewerk betrieben. Von 1940 bis 1962 waren die Söhne von Friedrich Blanke, Adolf und August Blanke, Betriebsinhaber zu gleichen Teilen. Ab 1963 stand Adolf Blanke alleinig dem Unternehmen "Friedrich Blanke GmbH" vor. 1976 übernahm Friedrich Adolf Blanke von seinem Vater Adolf die Geschäftsleitung. Von 1970 bis 1973 wurden Gestelle für Polstermöbel hergestellt.
1974 erfolgte die Einführung der Ummantelungstechnik mit der Fabrikation von Folien und furnierummantelten Pofilleisten und Dekorpaneelen (bis 2002) und gleichzeitig verschwand das Sägewerk.
10 Jahre später begann die Paneelfertigung und das dazugehörende Leistenprogramm. 1996 wurde die Produktion von Innentüren und Zargen eingeführt.
Am 26. September 2000 fand ein Gesellschafterwechsel statt und Manfred Dreyer übernahm aufgrund seiner Mehrheitsanteile die Leitung des Werkes. Die restlichen Anteile teilten sich die NWD Nord-West Deutsche Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH in Osnabrück und die Nord Holding Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH in Hannover.

 

Die Zieglerfamilie Blanke betrieb auch weitere Ziegeleien außerhalb der heutigen Stadt Bad Iburg:

A) Averfehrden (Glandorf)

In Averfehrden (heutiger Ortsteil von Glandorf) betrieb Friedrich Blanke von 1896 bis 1904 in der Flur "Auf dem Hemling" eine Ziegelei.

Lageplan der Ziegelei
(Karte des Deutschen Reiches 1 : 100 000, Blatt Iburg (307), herausgegeben von der
Kartogr. Abteilung der Kgl. Preuß. Landesaufnahme, 1901)

Der Ziegellehm einer verwitterten Grundmoräne der Saale-Kaltzeit wurde in einer Grube ca. 450 m südwestlich des Werkes, nördlich des Kreuzungsbereiches der heutigen Straßen Hemelinger Weg und Hahnekämpenweg, abgebaut..

B) Eickum bei Herford

Von 1901 bis 1903 pachtete Friedrich Blanke in Nieder-Eickum eine Ziegelei, die die dort anstehenden schwarz-grauen Ton- und Tonmergelsteine abbaute und verziegelte. Die Ziegelei des Bauern Wefing auf der Schierbrede bestand seit 1865 - 1906 richteten Rudolf und Georg Rolf in der aufgegebenen Wefing'schen Ziegelei eine Dampfsägemühle ein, die ab 1908 Georg alleinig weiterführte. Die Sägemühle wurde 1926 aufgegeben und Georg betrieb fortan einen Holzhandel. Der Betrieb befand sich an der Ecke Diebrocker Straße / Oldinghauser Straße in Eickum (heute: Diebrocker Straße 306).

 
ehemaliger Standort der Ziegelei
(Karte des Deutschen Reiches 1 : 100 000, Blatt Bielefeld (308), herausgegeben von der
Kartogr. Abteilung der Kgl. Preuß. Landesaufnahme, 1904)
  Gebäude der ehem. Ziegelei

C) Loxten bei Versmold

1907 pachtete Friedrich Blanke die Ziegelei H. Maris (später: Fritz und H. Maris) zwischen Loxten und Bockhorst bei Versmold.
Die Tongrube befand sich südlich der B476 (Borgholzhauser Straße) und die Ziegelei an der heutigen Straße "Am Walde".

Lageplan der Ziegelei
(Karte des Deutschen Reiches 1 : 100 000, Blatt Iburg (307), herausgegeben von der
Kartogr. Abteilung der Kgl. Preuß. Landesaufnahme, 1901)

D) Remsede bei [Bad] Laer

Friedrich Blanke pachtete von 1931 bis 1939 die seit 1897 bestehende "Ziegelei Ostermöller" in Remsede bei [Bad] Laer (Südbachstraße 12). Der Ton wurde nördlich der Ziegelei aus einer Grube in Nähe der Kuckucks-Mühle (Münsterstraße 70) abgebaut und mit Loren, teilweise durch einen Tunnel unterhalb der Straßenführung, in die Ziegelei transportiert.

Während des 2. Weltkrieges war in dem Ringofen u.a. ein Lager der Fa. Gebr. Leffers aus Osnabrück eingerichtet.

Firmengründer Bernhard Ostermöller (geb.: 13.11.1852, gest. 19.10.1927) übergab die Ziegelei an seine Söhne Benno (geb.: 29.04.1894, gest.: 24.02.1958) und Georg (geb.: 31.08.1887, gest.: 27.04.1965). Die Ziegelei führte anfänglich die Bezeichnung "Remseder Ziegel- u. Tonwerke B. Ostermöller" und firmierte später unter "Remseder Ziegel-, Ton- und Klinker-Werke B. Ostermöller Nachf.". Die Firma wurde 1953 aus dem Handelsregister gelöscht.
Um 1947 wurden Grundstück und Gebäude des ehemaligen Zeigeleigeländes an Holzmann sen., dem Großvater des jetzigen Firmeninhabers, im Rahmen eines Insolvenzverfahrens verkauft.

Luftbild von 1963 auf das ehemalige Ziegeleigelände
(heute: Fa. Holzmann GmbH & Co. KG)

Der auf dem Foto noch sichtbare Schornstein war der Schornstein für die dort befindliche Dampfmaschine; der Schornstein des Ringofens war zum Zeitpunkt der Aufnahme längst abgerissen. Gut erkennbar ist noch der langgezogene Trockenschuppen.

In den Jahren 1908 bis 1912 wurden die Ziegel mit Pferdefuhrwerken von Bernhard Schowe sen., genannt Heinrich, transportiert - bis nach Telgte.

Der Hof Ostermöller ist der heutige Hof Stuntebeck (Südbachstraße 15).

E) Oesede

Adolf und August Blanke pachteten von 1948 bis 1958 die Ziegelei Kamp, Herrenrest.
Dort endete die Ziegelproduktion durch die Geschwister Blanke.

 


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